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wegen seiner tapferen Haltung. Dabei gerät er immer tiefer ins Schlachtgewühl hinein. Er achtet auch gar nicht auf die Kugeln, die dicht an ihm vorüberpfeifen. Auch das merkt er nicht, daß eine Granate dicht bei ihm einschlägt und zwei Soldaten in seiner Nähe tötet. Das Leben des Königs ist in großer Gefahr. Keiner wagt es, ihn darauf aufmerksam zu machen. Endlich tut es Bismarck. Er erzählte später darüber folgendes:
„Wie ich mich erinnere, sagte ich zum Könige: ,Wenn (£ro. Majestät so wenig Rücksicht auf die eigene Person nehmen, so haben Sie wenigstens Mitleid mit Ihrem Ministerpräsidenten; denn von ihm wird Ihr treues Volk seinen König fordern. Im Namen dieses Volkes bitte ich Sie, verlassen Sie diese gefährliche Stelle!‘ Da reichte mir der König die Hand. ,Nun, Bismarck, so lassen Sie uns weiter reiten 1‘ Per König wandte auch wirklich seine Happstute und setzte sie in einen so langsamen Galopp, gerade als wäre es ein Spazierritt die Linden hinunter in den Tiergarten. Da zuckte es mir doch in den Händen und Füßen. Sie alle kennen ja den heißblütigen Bismarck — ich ritt meinen Dunkelfuchs dicht an die Sadowa (das Reitpferd des Königs) heran und versetzte ihr einen kräftigen Stoß mit meiner Stiefelspitze. Sie machte einen Satz vorwärts, und der König blickte sich verwundert um. Ich glaube, er hat es gemerkt, aber er jagte nichts."
c. Sadowa. Sieg. Lange wogte der Kamps hin und her. Besonders heiß ging es in dem Walde von Sadowa her. Hier hielt General Fransecky sechs Stunden laug gegen eine feindliche Übermacht aus, die dreimal so stark war als sein Heer. Auf das Dorf zurückgedrängt, rief er: „Nicht weiter, hier sterben wir!" Als aber nachmittags um 2 Uhr der Kronprinz mit seiner Armee in den Kamps eintrat, da ergriff das feindliche Heer bald die Flucht.
3. Friede. Jetzt bat der Kaiser von Österreich um Waffenstillstand, der ihm auch gewährt wurde. Am 23. August kam der Friede zu stände. In diesem
wnrde festgesetzt, daß Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. an Preußen fallen sollten. Österreich mußte aus dem Deutschen Bunde ausscheiden.
ä. Aus dem Aeutsch-Aranzöstschen Kriege 1870—71.
Ursache. Übermut der Franzosen. Sieg auf Sieg.
1. Ursache. Die Franzosen konnten es nicht leiden, daß Preußen jetzt so
groß und mächtig dastand. Sie wollten es wieder von seiner Höhe stürzen. Darum suchten sie nach einem Vorwande zum Kriege, und er war bald gefunden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von Preußen, zum Könige. Das wollten die Franzosen nicht dulden. Sie — und mit ihnen ihr damaliger Kaiser Napoleon Iii. — waren so unverschämt, von König
Wilhelm zu verlangen, daß er dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Der König erklärte, er habe dazu kein Recht. Aber damit waren die hochmütigen Franzosen nicht zufrieden. Auch das genügte ihnen nicht, daß der Prinz aus eigenem Antriebe auf die Krone verzichtete. In ihrer Verblendung forderten sie von König Wilhelm sogar das schriftliche Versprechen, daß er zu der beabsichtigten Königswahl niemals seine Einwilliguug geben werde. Entrüstet wies der König den Gesandten Benedetti, der ihm diese Erklärung auf der Promenade in Ems abforderte, zurück. Zwei Tage später war die Kriegserklärung der Franzosen, in Berlin.
2. Übermut der Franzosen. Die Franzosen glaubten, leichtes Spiel mit den Preußen zu haben. In Paris herrschte unbeschreiblicher Jubel. Große Volks-
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Bismarck General_Fransecky August Leopold_von_Hohenzollern-Sigmaringen Leopold Napoleon König
Wilhelm Wilhelm Wilhelm Benedetti
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Berlin Paris
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Königin bei Wind und Wetter, bei Schnee und Kälte an den Strand tragen und dort waschen. Aber geduldig ertrug sie ihr Geschick und harrte in Treue ihres Verlobten Herwig. Oft auch fand sie Trost in ihrem Leid bei der edeln Ortrun, der Schwester Hartmuts, die sich liebevoll um sie bemühte, doch heimlich, damit Gerlinde nichts davon erführe.
d. Wie Hudrun am Strande wusch.
Dreizehn Jahre waren vergangen. Da stand Gndrnn, wie so oft schon, mit ihrer Jugendfreundin Hildburg am Strande und wnfch die Leinwand der Königin. Plötzlich nahte sich auf den Wellen ein schöner Vogel, der redete sie an wie ein Mensch und sprach zu ihr: „Ich bin Gottes Bote, dir gesandt zum Troste. Heute sah ich die Deinen fahren auf des Meeres Wellen. Es soll dir großes Glück geschehen. Morgen in der Frühe kommen zwei Boten, die werden dir von allem Kunde bringen." Da verschwand der Engelsbote. Zum Waschen hatten nun die
--A ■.
Gudrun am Meere.
edeln Frauen keine Lust mehr. Sie erzählten den ganzen Tag von Ortwein und Herwig und den anderen Helden, die sie bald wiedersehen sollten. Als sie am Abend mit ihrer Wäsche nach Hause kamen, schalt die böse Gerlinde ob der lässigen Wäsche und drohte ihnen mit Schlägen. In ihren nassen Kleidern und nur gesättigt mit Wasser und Brot, mußten die beiden Jungfrauen zu Bett gehen. Vor Freude und Erregung konnten sie die ganze Nacht nicht schlafen. Am Morgen war tiefer Schnee gefallen. Sie baten die Königin um Schuhe, aber vergebens. Barfuß wieder mußten sie ihre Wäsche an den Strand tragen.
6. Wie die Woten z« chudrun kamen.
Zitternd vor Kälte stand Gudrun mit ihrer Gefährtin Hildburg am Strande und schaute sehnsüchtig auf das weite Meer hinaus. Da erblickten sie plötzlich eine Barke, in der zwei Männer saßen. Es waren Herwig und Ortwein. Als
Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 2
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e. Kriede zu Hiksit. 1807.
1. Achtes Ringen. Im Frühjahre (1807) brach der Kampf noch einmal
los. Der Rest des preußischen Heeres verband sich mit dem russischen. Napoleon
hatte die Weichsel überschritten. Im Februar kam es bei Preußisch-Eylau zu
einer mörderischen Schlacht, in der sich beide Teile den Sieg zuschrieben. Vier-
Monate später wurde das russisch-preußische Heer bei Fried land vollständig geschlagen. Da sah sich der König gezwungen, Frieden zu schließen. Die Franzosen besetzten rtuu Königsberg.
2. Die Kornblumen. Königin Lnise war einige Zeit vorher (im April) von Memel nach Königsberg zurückgekehrt. Vor der Schlacht bei Friedland aber (Mitte Juni) verließ sie Königsberg wieder und sloh mit ihren beiden ältesten Söhnen nach Memel zurück. Unterwegs brach mitten im Felde ein Rad am Wagen. Während dieses ausgebessert wurde, saß sie mit den Prinzen auf dem Rande eines Grabens. Da klagten die Prinzen über Müdigkeit und Hunger. Die Mutter hatte jedoch nichts, den Appetit der Kinder zu stillen, und um sie zu zerstreuen, pflückte sie einige Kornblumen. Bald halfen die Prinzen, und nun wand die Mutter einen Kranz, auf deu hin und wieder Tränen ans ihren Augen herabfielen. Prinz Wilhelm, dadurch gerührt, suchte feine Mutter durch Liebkosungen zu trösten. Unter Tränen lächelnd, setzte sie dann dem 10 jährigen Prinzen Wilhelm den Kranz aufs Haupt. Dieser Vorgang ist ihm unvergeßlich geblieben, und noch nach vielen Jahren, als er bereits den Kaisertitel führte, war die Kornblume feine Liebliugsblume. So oft er eine Kornblume erblickte, fah er darin die Tränen seiner Mutter.
3. Friede zu Tilsit. In Tilsit kamen die drei Herrscher zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Die Memel trennte ihre Quartiere. Da ward schnell auf einem Boote, das in der Memel vor Anker lag, ein Pavillon errichtet und mit Blumen und Teppichen geschmückt. Doch nur mit dem Kaiser von Ruß» land traf Napoleon hier anfangs zusammen, den König von Preußen wollte er nicht sehen. Erst auf Bitten des russischen Kaisers entschloß er sich, ihn tags darauf zu empfangen. Er konnte es aber nicht unterlassen, ihn noch mit bitteren Worten zu kränken. Die Friedensbedingungen waren hart. Napoleon nahm ihm alles Land westlich von der Elbe und stellte (1808) die Forderung, daß Preußen 112 Millionen Mark Kriegskosten zahlen und in den nächsten 10 Jahren nicht mehr als 42 000 Mann Soldaten halten sollte. Aus den eroberten Ländern westlich von der Elbe bildete er das Königreich Westfalen. Dieses gab er seinem Brnder Jewme, der seine „luftige" Residenz ans Wilhelmshöhe bei Kassel hatte.
f. c£ic6e und Anhängtichkeit des Wolkes in den Zagen des Mngtücks.
1. Bauer Nickel und seine Frau. Ein ganz besonderer Trost in dieser
Zeit der Not war für das Königspaar die Liebe des Volkes, die sich in diesen
Tagen in rührendster Weise zeigte.
Als die königliche Familie in Memel wohnte, ließ sich einmal ein Bauer aus der Weichseluiederung, namens Nickel, mit seiner Fran melden. Der Baner, treuherzig und bieder, brachte ein Geschenk von 3000 Goldstücken, die Frau trug einen Korb mit frischer Butter. Schlicht und einfach redete der Bauer den König mit „du" an, wie es bei der Sekte der Mennoniten, der er angehörte, Sitte ist. „Gnädigster Herr," sagte er, „wir haben gehört, wie groß die Not ist, die Gott über dich, dein Haus und dein Land verhängt hat. Das tut uns allen
leid. Darum sind unsere Gemeinden zusammengetreten und haben gern und willig
diese Kleinigkeit zusammengebracht. Ich möchte unseren lieben König und Herrn
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon Bauer_Nickel
Endlich ließ man ihn ein. Er ging auf das ®ra6, legte sich dort nieder und starb. Vor der Burg ist ihm ein Denkmal gesetzt, das auf erhöhtem Unterbau einen Löwen aus Erz darstellt. So die Sage. In Wahrheit hat Heinrich schon bei Lebzeiten (1166) den Löwen errichten lassen.
*5. Ludwig der Springer.
In Thüringen lebte ums Jahr 1100 der Landgraf Ludwig, der Erbauer der Wartburg. Eiust ward er aus der Felsenburg Giebicheustein bei Halle a. S.
Die Wartburg.
vom Kaiser gefangen gehalten. Da dachte er, so erzählt die Sage, Tag und Nacht darüber nach, wie er seine Wächter täuschen und die Freiheit wiedererlangen könne. • Schon waren zwei Jahre vergangen, und immer noch saß er gefangen. Endlich griff er zu einer List. Er stellte sich krank und ließ
Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 3
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig Ludwig Schulze
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Palais Kaiser Wilhelms in Berlin.
denn niemand schien sich um ihn zu kümmern. Aber dennoch harrte er aus. Wenn die rechte Hand erlahmt war, hielt er den Brief mit der linken empor, das Auge unverdrossen aus das Eckfenster gerichtet. Endlich bemerkte ihn der Kaiser und ließ die Bittschrift durch einen Leibjäger abholen. Der alte Bergmann erhielt mehr, als er erbeten hatte.
3. Im Lazarett. Der Kaiser war Soldat mit Leib und Seele, und so oft
seine Truppen ins Feld rückten, war er ihr Führer und teilte mit ihnen die Mühen und Gefahren des Krieges. Besonders rührend war seine Teilnahme für die Verwundeten. Sehr oft besuchte er die Lazarette, erkundigte sich genau bei den Kranken, ob es ihnen auch nicht an Pflege und Erquickung fehle, ging von
Bett zu Bett und sprach in freundlichster Weise mit jedem einige Worte.
Einmal kam er an das Bett eines Musketiers und fing ein Gespräch mit ihm an. Dabei äußerte der Kranke: „Hente werde ich 24 Jahr alt. O, wie freue ich mich, heute meinen König zu sehen." Der König reichte ihm freundlich die Haud. Als der Musketier gegen Abend sanft eingeschlummert war, legte ihm ein Leibjäger des Königs heimlich eine goldene Uhr nebst Kette auf sein Bett. Nach einiger Zeit erwachte der Kranke. Er war vor Freude fast außer sich, als er die goldene Uhr erblickte, die ihm nun gehören sollte.
4. Frommer Sinn. Pflichttreue. Kaiser Wilhelm hatte ein kindlich frommes Herz. Nach feinen Siegen beugte er sich in Demut vor Gott und gab ihm die Ehre. Sem Wahlspruch war: „Gott mit uns!" — Von früh bis fpät war er unausgesetzt tätig. Selbst im höchsten Alter gönnte er sich noch keine Ruhe. Als ihm seine Ärzte einst rieten, sich doch täglich wenigstens eine halbe Stunde auf dem Sofa auszuruhen, sagte er: „Sie haben gut reden, meine Herren, aber
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Bergmann Wilhelm
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keine Zeit, müde zu sein!" Gegen 8^/2 Uhr morgens nahm das Antlitz des Sterbenden einen überaus friedlichen Ausdruck an. Noch einmal öffnete der Kaiser die Augen und blickte unsäglich mild auf die um ihn knienden Lieben — und leise schlummerte die Seele hinüber in ein besseres Jenseits.
Acht Tage später wurde er, wie er gewünscht hatte, im Mausoleum zu Charlottenburg neben seiner von ihm so sehr geliebten Mutter beigesetzt.
Kaiser Wilhelm I. vollzieht die letzte Unterschrift.
h. Mismarck und Woltke — zwei treue Diener des Königs.
1. Bismarck.
Einer der treuesten Diener des Königs Wilhelm war Fürst Bismarck. Er wurde am 1. April 1815 auf dem Gute seines Vaters in Schönhausen geboren. Als sechsjähriger Knabe kam er nach Berlin in eine Erziehungsanstalt. An das großstädtische Leben konnte er sich anfangs gar nicht gewöhnen. Wenn er bei einem Spaziergange einen Bauer auf dem Felde pflügen sah, traten ihm Tränen in die Angen. Seine Schulkameraden hatten ihn gern. Beim Spiele war er meistens der Anführer. Ju der Schule war Geschichte sein Lieblingsfach.
In Göttingen studierte er die Rechtswissenschaften, und später übernahm er die Verwaltung zweier Güter seines Vaters in Pommern. Während er einmal von hier ans zu einer militärischen Übung eingezogen war, hatte er Gelegenheit, sich den ersten Orden zu verdienen. Er stand nämlich auf einer Brücke und sah zu, als sein Reitknecht das Pferd in die Schwemme ritt. Plötzlich überschlug
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Bismarck Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburg Schönhausen Berlin Göttingen Pommern
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Bruders den Waffenrock ihres Verlobten. Sie erkannte ihn deutlich, denn sie hatte ihn mit eigner Hand gewebt. Laut weinend sinkt sie zur Erde. Voller Wut über ihre Klage springt ihr Bruder aus sie los und durchbohrt sie mit seinem Schwerte. „Fahre hin, Unwürdige," ruft er, „mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, durch die du der toten Brüder und des lebenden und deines Vaterlandes vergessen kannst! Und so ergehe es jeder Römerin, die einen Feind betrauert!" Seine Unthat erregte große Erbitterung. Man stellte den Mörder vor Gericht und verurteilte ihn zum Tode. Auf die Bitte seines alten Vaters, der an diesem einen Tage schon zwei Söhne und eine Tochter verloren hatte, wurde er begnadigt. Zum Zeichen aber, daß er den Tod verdient habe, mußte ihn der Henker unter einem Galgen hindurchführen.
24. Carquiniüs Su= perbus.
(Historische Sage.)
1. Grausamkeit. Auf den
ersten König Roms, Romulus, folgten noch sechs andre. Der letzte hieß Tarquinius Super- ftampf der Horatier und Curiatier.
bns. Er hatte den Thron durch
Ermordung seines Vorgängers, seines Schwiegervaters, eingenommen und verübte während seiner Regierung eine Menge grausamer Gewaltthaten. Besonders aber haßten ihn die Römer, weil er ihre Rechte mit Füßen trat und stets nach Willkür regierte. So tötete er z. B. viele Senatoren oder verbannte sie, ohne ihre Stellen neu zu besetzen. Auch berief er die übrigen Senatoren gar nicht mehr zusammen. Dabei drückte er die Armen durch harte Frondienste bei seinen Bauten (Kloaken, Wasserleitung, Kapitol mit einem dreifachen Tempel) und die Reichen durch harte Abgaben. Wegen seines willkürlichen, stolzen Vorgehens gab ihm das Volk den Beinamen Superbus, d. i. der Stolze. — Auch seine eignen Verwandten brachte er ums Leben. Nur einer, Junius Brutus, rettete sich durch eine List vor ihm. Er stellte sich blödsinnig und wußte den König so zu täuschen, daß dieser ihn nicht weiter beachtete, sondern ihn Brutus (d. i. den Dummen) nannte.
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— 32 —
feiten machte, so beschloß er, mit dem größten Teile des Heeres nach Asien zurückzukehren, die Fortsetzung des Krieges aber seinem Feldherrn Mardonius zu überlassen. Dieser blieb daher mit einer Truppenmacht von 250 000 Mann in Griechenland Zurück. (Wie berichtet wird, soll der größte Teil des zurückkehrenden persischen Heeres aus dem Rückzüge umgekommen sein. Jedoch sind die Berichte darüber nicht zuverlässig.)
12. Schlacht bei Platää. 479. Die Griechen, ihres Sieges froh, kehrten in die Heimat zurück. Die Athener erbauten sich zwischen deu Schutthaufen ihrer Häuser Hütten und verlebten hier den Winter. Aber schon im Frühjahre griff Mardonius die Griechen von neuem an und zerstörte Athen zum zweitenmal. Er hatte sein Heer auf 300 000 Mann verstärkt. Bald darauf kam es bei Platää zur Schlacht. Die Griechen, 110 000 Mann stark, wurden von dem Spartaner Pausänias geführt. Anfangs siegten die Perser. Als aber Mardonius, von einem Steine getroffen, vom Pferde fiel, liefen sie voller Schrecken ihrem Lager zu. Aber auch dieses wurde von den Griechen erstürmt, und mehr als 100 000 Perser fanden hier ihren Tod. Nachdem dann noch die persische Flotte beim Vorgebirge Mykale von den Griechen zerstört worden war, flohen die Perser in die Heimat.
13. Themistokles' Ende. In allen diesen Kriegen und Siegen war The-mistokles die treibende Kraft gewesen. Besonders war er durch die Schlacht bei Salamis berühmt geworden. Als er bald nach dieser Schlacht in den olympischen Spielen erschien, wandten sich aller Augen von den Kämpfern ab und ihm zu, und von allen Lippen wurde fein Name genannt. Gerührt gestand er seinen Freunden, daß dies der glücklichste Tag seines Lebens sei. Die Athener aber fürchteten, daß er sich zum Alleinherrscher aufschwingen werde, und verbannten ihn durch das Scherbengericht. Der zuerst fast Vergötterte wanderte nun in der Fremde von Land zu Land. Als ihn der Perserkönig, der ihm in Kleinasien eine Freistätte gewährt hatte, zwingen wollte, gegen sein eignes Vaterland zu kämpfen, soll er seinem Leben durch Gift ein Ende gemacht haben.
14. Ende der Perserkriege. Die Griechen setzten den Krieg gegen die Perser noch lange fort. Überall vertrieben sie die Perser ans Europa, und zuletzt suchten
sie sie in ihren eignen Meeren auf. Erst 449 v. Chr. endeten die Perserkriege.
15. Zeitalter des perikles. 440 v. Chr.
a. I'erikles und die Atütezeit Athens.
1. Friedenszeit. Nach den Perserkriegen erlangte Griechenland Ruhe im Innern und nach außen. Nun hatte man Muße, die schönen Künste zu pflegen. Die Gold- und Silberschätze, die mau bisher für den Krieg nötig gehabt hatte, wurden nach Athen gebracht und die Stadt würdig geschmückt.
2. Ansehen des Perikles. Im Jahre 469 trat Perikles an die Spitze
Athens. Er stand in außerordentlich hohem Ansehen und herrschte fast wie ein
König. Keine wichtige Entscheidung wurde getroffen ohne ihn. Wollte er, daß jemand verurteilt werden sollte, so geschah es; wollte er einen Angeklagten befreit
haben, so geschah es ebenfalls. Besonders wußte er die Athener durch das Feuer
seiner Beredsamkeit hinzureißen. Sie nannten ihn deshalb auch den „Olympier", weil er „den Donner und Blitz auf feiner Zunge trage". Einst hielt er nach einer Schlacht den Gefallenen eine Leichenrede. Diese machte auf die Zuhörer einen solchen Eindruck, daß die Mütter der gefallenen Söhne ihn, als er von der Rednerbühne Herabstieg, umarmten und bekränzten. — Seine Gunst beim Volke
hatte Perikles namentlich dadurch erlangt, daß er sich stets auf dessen Seite
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Extrahierte Personennamen: Pausänias
Extrahierte Ortsnamen: Asien Griechenland Athen Siegen Salamis Kleinasien Europa Athens Griechenland Athen Athens
„Die Gebirge, in denen sich jetzt varus befand, waren schluchtenreich und zerklüftet, die Waldungen dicht und voll riesiger Baumstämme. Die Hörner führten auch wie im Frieden viele wagen und Lasttiere" mit sich, und Rinder, Weiber und Diener folgten ihnen. Dazu kam Regen und heftiger wind, und der schlüpfrig gewordene Boden )oime die wurzeln und die umgestürzten Baumstämme gestatteten nur unsichere Tritte. In dieser Not fielen die Feinde aus den dichten Wäldern über die Römer her. Der Wege besser kundig, umzingelten sie die Römer von allen Seiten und bescheren sie mit ihren pfcilen und Speeren anfangs aus der Ferne, dann aber rückten sie ihnen dichter auf den Leib. Die Römer erlitten großen Verlust, ohne den Feinden etwas anhaben zu können. Als sie einen tauglichen Platz fanden, schlugen sie ihr Lager aus, verbrannten die Mehrzahl ihrer wagen und andres, was sie entbehren sonnten, oder ließen es zurück und zogen dann am andern Tage in besserer Ordnung weiter. Sie waren so glücklich, bis zu einem lichtem (Drte durchzudringen,*) doch geschah auch das nicht ohne Verluste. Als sie von da aufbrachen, gerieten sie wieder in dichte Waldungen.
(Es war schon der dritte Tag, daß sie so dahinzogen. Seftiger Regen und starker
wind überfiel sie wieder und ließ sie weder weiterziehen noch auch sichern Fuß fasten.
3a, sie konnten nicht einmal von ihren Waffen Gebrauch machen, denn Pfeile, Wurf* spieße und Schilde waren durchnäßt und nicht gut zu gebrauchen. Die Germanen waren ihnen an Zahl weit überlegen'. Sie umringten nun die schwachem Römer und machten sie nieder, so daß Darus und die angesehensten Führer aus Furcht, lebendig gerangen zu werden, den (Entschluß faßten, sich in ihre eignen Schwerter zu stürzen. Sobald dies besannt wurde, setzte sich keiner weiter zur wehr.
Als Augustus von dieser großen Niederlage Kunde erhielt, war er so nieder-
geschlagen, daß er mehrere Ütonate hindurch £^aar untf Bart wachsen ließ. Bisweilen stieß er den Kopf gegen die Thür und rief dabei aus: ,varus, gieb mir die Legionen wieder!1 Den Tag der Niederlage beging er alljährlich als einen u.ag tiefer Trauer."
(Cassius Dio, römischer Geschichtsschreiber; gekürzt.)
1875 ist dem Befreier Deutschlands im Teutoburger Walde, unweit Detmold, ein Denkmal errichtet worden.
40. Verschwendungssucht der Römer. Rampsspiele.
1. Verschwendung. Anfangs lebten die Römer einfach und mäßig. (S. 65.) Mit der Zunahme des Reichtums der Vornehmen aber war an die Stelle der alten Einfachheit längst Verschwendung und Üppigkeit getreten. Die Reichen bauten sich prachtvolle Landsitze, in denen alles von Gold, Silber und Marmor strahlte. Die Tafel der Reichen wurde mit den teuersten Speisen besetzt. Für einen seltenen Fisch zahlte man mehr als für einen Ochsen, oft 4—600 Jk Ein strenger Römer, der gegen diese Genußsucht vergeblich ankämpfte, sagte: „Der Stadt, in der ein Fisch mehr kostet als ein Pflugstier, ist nicht mehr zu helfen." Ein Abendessen, das der Feinschmecker Lueullus feinem Freunde Cäsar bereitete, kostete 70 000 Jk Ein reicher Römer ließ sogar die Bäume in fernem Garten mit Wein begießen. Auf der andern Seite herrschte unter dem niedern Volke grenzenlose Armut. Die meisten Bürger hatten längst ihr Feld an die Reichen verkauft; hungernd und zerlumpt gingen sie auf der Straße einher und waren für des Reichen Geld zu jeder Schandthat fähig.
2. Kampfspiele. Die vielen Kriege, die Rom führte, übten ebenfalls einen verderblichen Einfluß auf die Sitten aus. Immer roher und grausamer wurde die Sinnesart der Römer. Das zeigte sich besonders in ihren Spielen. Während sich die Griechen bei ihren Volksspielen an den schonen gymnastischen Übungen der Jünglinge erfreuten, fanden die Römer besonders an Rauf- und Mordfpielen Gefallen. Sie kannten keine größere Augenweide, als Menschen und Tiere sich auf dem öffentlichen Spielplatze zerfleischen zu sehen.
*) Wahrscheinlich bei Detmold.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Cassius_Dio Deutschlands Detmold Lueullus Rom Detmold
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und zum Tode verurteilt hatten, sagte er: „Ich will ihnen zeigen, daß ich noch
lebe." Rachebrütend ging er nach Sparta. Hier nahm man ihn mit Freuden
auf. Auf seinen Rat fielen die Spartaner in das Gebiet der Athener ein und
schickten den Syraknfern auf Sicilien Hilfe, so daß die Athener hier schmählich unterlagen. 40000 Athener wurden gefangenen genommen, 7000 von ihnen in die Steinbrüche von Syrakus gesperrt, wo die meisten, gequält von Hunger und Durst, jämmerlich umkamen. Die Überlebenden verkaufte man als Sklaven. Alci-biades lebte in Sparta ganz wie ein Spartaner. In kurzer Zeit war er der
Liebling des ganzen Volkes. Als er aber einst ihren König beleidigt hatte, fühlte er sich in Sparta nicht mehr sicher und floh zum Statthalter von Persien.
5. Heimkehr nach Athen. Der Statthalter von Persien hatte bisher den Spartanern Beistand geleistet. Aleibiades aber beredete ihn, jetzt auf die Seite der Athener zu treten. Das versöhnte die Athener mit Aleibiades. Sie riefen
ihn zurück und ernannten ihn zum Befehlshaber ihrer Flotte. Sofort folgte er
diesem Rufe. Mit ihm kehrte das Glück wieder. Die Spartaner wurden besiegt
und verloren alle von ihnen eroberten Städte und Inseln. Nach diesem Siege zog Aleibiades in Athen ein. Hier wurde er mit großem Jubel empfangen. Man gab ihm fein Vermögen zurück, widerrief den über ihn ausgesprochenen Fluch und ernannte ihn zum ersten Anführer des Heeres. Doch Aleibiades erfuhr bald aufs neue, wie wenig der Volksgnnst zu trauen ist. Als nämlich fein Unterfeldherr von den Spartanern eine Niederlage erlitten hatte, schrieb das Volk alle Schuld dem Aleibiades zu und entsetzte ihn seines Amtes. Die Spartaner aber fielen jetzt (unter ihrem König Lysander) über das athenische Heer her und schlugen^ es am Ziegenslusse. (405.) Athen mußte sich ergeben, auch die Mauern niederreißen und die Schiffe herausgeben, damit es nie wieder zum Kampfe fähig sei. So endete der peloponnefifche Krieg 404. Durch ihn war Athen, einst der Glanzpunkt von ganz Griechenland, seiner Macht beraubt und ohnmächtig zu Boden geworfen. Mit dem Glanze Athens hatte Griechenland seine schönste Blüte verloren.
6. Aleibiades' Ende. Der verstoßene Aleibiades flüchtete wieder nach Kleinasien. Da sich die Spartaner vor dem unternehmenden Geiste des Mannes fürchteten, schickte man ihm Mörder nach, die ihn umbringen sollten.
„Die Leute, die gegen ihn ausgeschickt worden waren, wagten es nicht, zu ihm hineinzugehen, sondern umringten das fjaus und steckten es in Brand. Als Aleibiades dies merkte, raffte er die meisten "Kleider und Decken zusammen und warf sie auf das Feuer. Dann wickelte er feinen Mantel um die linke 6and, nahm in die rechte den Degen und sprang unversehrt durch das Feuer, ehe noch jene Decken verbrannt waren. Seine Erscheinung zerstreute sogleich die Barbaren; feiner getraute sich, ihn aufzuhalten. Aber sie stellten sich von ferne auf und schossen mit Pfeilen und Wurfspießen nach ihm.
Auf diese Art wurde er getötet." (piutarch.)
\7. Aus dem häuslichen Leben der Griechen.
1. Beschäftigung. In den frühesten Zeiten stand die Viehzucht in hohen Ehren, und große Herden aller Art bildeten den Reichtum des Volkes. Die Edelsten schämten sich nicht, ihre Herden selber zu hüten. Daneben betrieb man den Ackerbau mit großem Fleiße. Stiere zogen den Pflug und mußten das Korn aus den Ähren treten. Das Hauptvergnügen der Männer war die Jagd, die als beste Vorbereitung zum Kriege hoch angesehen wurde. In späterer Zeit^ durste
der freie Bürger keine schwere Arbeit mehr verrichten. Dazu waren die Lklaven
da, von denen mancher Tausende beschäftigte. Nur wenige trieben ein Handwerk;
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